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Tagesbericht vom Montag, 18.07.2022

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Montag, das bedeute der erste Tag in Berlin, an dem wir nicht nur im Bus sitzen und uns über das Hotel lustig machen. Das bedeutet aber auch wieder früh aufstehen – und zwar um 7h.  

Das hat auch ganz gut geklappt, trotzdem war allen beim Frühstück, das überraschend gut war, die Müdigkeit deutlich anzusehen.

Die große Gruppe wurde geteilt und ist in drei Gruppen zur „Topographie des Terrors“ aufgebrochen. 

Ob man es glauben möchte oder nicht, wir sind sogar 20 Minuten zu früh da gewesen, was bestimmt an der Pünktlichkeit der Schüler:innen lag…

In einer sehr nachdenklichen Stimmung wurden wir von einem Guide über das absichtlich triste und grau gestaltete Gelände geführt und konnten viele wichtige Details über die polizeilich-staatlichen Einrichtungen und über den Standort an der Niederkirchner Straße lernen. 

Auch über das Gelände der Gedenkstätte hinaus, haben wir über die gesamte Umgebung des ehemaligen Nazi-Regierungsviertel gelernt, wie der grausame Machtapparat so funktionieren konnte.

Auch wenn unser Guide gleich mehrfach nur noch eine weitere Sache erwähnen wollte, haben wir schlussendlich eine zwanzig Minuten längere und sehr vielseitige Führung ermöglicht bekommen.

Der Guide schließt die Führung mit einem Appell an alle Demokraten und Demokratinnen: „Nazis haben sich unsterblich gemacht. Und das meine ich in keinster Weise positiv besetzt.“

Ein Appell der verknüpft mit unserer nächsten Station daran erinnert, dass sich sowas nie wiederholen darf.

Über das Finanzministerium sind wir fußläufig zum Holocaust-Denkmal gelaufen und wurden durch die meterhohen Betonklötzen an die Schrecklichen Verbrechen der NS Zeit gedacht.

Das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas ist ein bedeutendes Denkmal in Berlin. Auch wenn man hier auf sich selber gestellt ist und keine interessanten aber auch sehr berührende Zahlen hört wie bei einer Führung, ist das Erleben beim Durchgehen sehr intensiv, beklemmend und schockierend zugleich. 

Hier ein paar Gedanken zum Mahnmal:

Zum Glück hatten wir Frau Georgiadou, als Ortskundige dabei, die uns erfolgreich mit Hilfe von Google Maps vom Holocaust-Mahnmal bis zum Brandenburger Tor navigiert hat (ganze 200m!).

Nach einer langen Spaziergang hieß es dann beim Brandenburger Tor: „Alle bitte lächeln!“ und wir haben ein Kleingruppenfoto gemacht.

Gestärkt aus der Mittagspause, trafen wir auf der Straße des 17. Junis wieder auf Michael, den gut gelaunten Busfahrer, und wurden zur Gedenkstätte Hohenschönhausen gefahren. 

In einem Gefängnis zu sein, dass vor nicht einmal 35 Jahren noch Menschen In Deutschland eingesperrt hat, die einfach nur Ihre Meinung gesagt haben ist völlig unvorstellbar. Und dann von ehemaligen Häftlingen rumgeführt zu werden, geht einem persönlich sehr nah. 

Enge Räume, Milchglasfenster, Ampelsysteme und völlige Orientierungslosigkeit sind alles Instrumente der Stasi, um die Gefangenen mental und physisch an ihre persönlichen Grenzen zu bringen. Gepaart mit (nächtlichen) Verhören, die nur darauf ausgelegt waren die mentalen Schwächen der einzelnen Häftlinge herauszufinden und diese dann so lange auszunutzen, bis ein Geständnis gemacht wurde.

Jeder einzelne Schritt wurde bis ins kleinste Detail geplant und allein der Transport in einem normal aussehenden Handwerkerfahrzeug mit vielen Umwegen in Berlin und Werbeaufschriften wie „Frischer Fisch!“, sollte den Gefangenen Ungewissheit und Unsicherheit vermitteln und nach außen die Unwissenheit der DDR-Bürger:innen aufrecht erhalten.

Völlig unvorstellbar, dass Menschen unschuldig für mehrere Jahre festgehalten wurden, so wie Zeitzeuge Thomas Raufeisen (Zelle und damit Häftlingsnummer 230), der unsere Gruppe betreut hat. Thomas hat an das DDR-Regime seinen Vater gleich zweifach verloren: zunächst als Spion für die DDR und dann als Feind und Gefangener in einem Gefängnis. Wie zahlreiche andere Gefange ist er unter nicht aufgeklärten Umständen gestorben. 

Am Abend gab es wieder Zeit sich in Kleingruppen zu treffen und Essen zu gehen. 

Heute durften wir alle eine halbe Stunde länger draußen bleiben als gestern und natürlich haben es nicht alle auf die Minute pünktlich ins Happy Hotel geschafft.

Text + Fotos: Joris Liedtke, E2
Gedanken zum Mahnmal + Fotos: Mathis Eckert, E2

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