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Die Musterschule und ihre Schüler im Spiegel des politischen Umbruchs 1930-33

Weimarer Republik

10.6.1930

Nachdem an hessischen Schulen zunehmend politische Radikalisierung von Schülern beobachtet wird, weist ein Schreiben vom Provinzialschulkollegium an die Direktoren der höheren Schulen, dass Schülern per Beschluss verboten werden soll in republikfeindliche, insb. rechte Organisationen einzutreten.

9.9.1930

Erst auf eine erneute Aufforderung hin, meldet der Direktor der Musterschule solche „Maßnahmen seien [an der Musterschule] nicht erforderlich, es gäbe keine Anlässe.”

30.12.1930

Eine erneute, dringliche Mahnung an die Schulen durch das Provinzialschulkollegium gegen politische Radikalisierung strengstens vorzugehen, verdeutlicht wie ernst die politische Stimmung eingeschätzt wurde.

17.2.1931

Gleiches zeigt die erneute Anfrage über politische Radikalisierung an die höheren

Schulen durch das Provinzialschulkollegium, diemal mit der Setzung mit einer 5 Tage Frist.

– die Musterschule meldet in dieser Zeit keine auffälligen Schüler an das Provinzialschulkollegium

10.12.1932

Der Wechsel in der Regierung macht sich bemerkbar, als das Bundesamt des Stahlhelms und der Bund der Frontsoldaten eine Beschwerde beim Provinzialschulkollegium einreicht, Schüler dürften nicht an  sogenannten „geländesportlichen Übungen” teilnehmen  – gemeint sind Manöver und andere kampfübende Aktivitäten. Hier wird die aufgeheizte Stimmung auf den Straßen deutlich – insb. das Jahr 1932 war von Straßenkämpfen zwischen Kampfverbänden der Parteien geprägt.

Schulen wie die Musterschule versuchten offenbar, ihre Schüler von solchen Aktivitäten fernzuhalten. Trotz allem tauchen laut Berichten ehemaliger Musterschule zu diesem Zeitpunkt erste Musterschüler in „Braunhemden“ auf (HJ). Noch ist es aber eine kleine Minderheit.

NS-Zeit

Nach dem 30.1.1933 zeigt sich innerhalb von Wochen ein deutlichen Bruch.

Im März 1933 erfolgt die Verpflichtung an die Schulen, nun anstatt rechtsextremer politischer Aktivitäten Schüler und Lehrkräfte linker Gesinnungen zu melden.

Die Musterschule stellt mehrfach „Fehlanzeige“.

Nach Berichten ehemaliger Musterschüler gab es sowohl im Lehrkörper als auch der Schülerschaft jedoch sowohl solche, die politisch gemäßigt oder links eingestellt waren, als auch – zumindest in der Schülerschaft – den ein oder anderen glühenden NS-Anhänger.

Bis 1938

Im Zuge der Verpflichtenden Mitgliedschaft in der HJ treten schließlich fast alle Musterschule bis 1939 in die HJ ein. (à)  Jüdische Schüler müssen die Schule 1938 verlassen. (à)

 1935- 1938

Beschwerdebriefe von Eltern aus diesen Jahren verdeutlichen den Einfluss der HJ auf das Schulleben der Kinder – die häufigen, kräftezehrenden und vor allem oftmals wochentags abends/nachts stattfindenden Märsche und Übungen wollen die Eltern durch die Schule verboten oder zumindest reduziert sehen. Eine Beschwerde des Direktors an die vorgesetzte Behörde ist zumindest teilweise erfolgreich – die Einsätze bei der HJ reduzieren sich in den letzten Jahren vor dem Krieg deutlich. (à)

Zweiter Weltkrieg

1940/41

Ein Auszug aus dem Schulbericht von 1944 belegt, dass Musterschüler zu diesem Zeitpunkt lediglich als Erntehelfer herangezogen wurden. Ein Einsatz, für den sie sich freiwillig gemeldet hatten. Ein Schüler der 10. Klasse machte sich bei einem Luftangriff auf Frankfurt durch seinen beherzten Löscheinsatz verdient und wurde dafür von der Stadt ausgezeichnet.

1944/45

Erst der Schulbericht 1944/45 notiert, dass mittlerweile die meisten Schüler der Oberstufe (seit Februar) 1943 verplichtend als Flak-Helfer eingezogen worden waren.

Und wie auch im Ersten Weltkrieg wurden neben Lehrkräften auch Schüler der Oberstufe zum Frontdienst einberufen. Diese Schüler legten vor dem Verlassen der Schule oft ein sogenanntes „Notabitur“ ab. Bei der Erstellung der Festschrift zum 150jährigen Jubiläum der Musterschule im Jahr 1953 konnte nicht mit Sicherheit ermittelt werden, welche Schüler und Lehrer im Krieg ihr Leben gelassen hatten und welche noch in Kriegsgefangenschaft verschollen waren.

  • Zusammengetragen vom Geschichte LK 2018
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