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Jürgen Roth: „Der Schmutz dieser Welt“

Foto Jürgen RothAm 24. September besuchte der investigative Journalist und Publizist Jürgen Roth, der sich mit schwierigen Themen wie Korruption und organisierter Kriminalität oder wie er selbst es nennt mit dem „Schmutz dieser Welt“ beschäftigt, den PoWi-Kurs der Q1 von Herrn Edelbluth, wo er über seine Herangehensweise beim Schreiben eines Buches berichtete. Anschließend an diesen Vortrag konnten die Schülerinnen und Schüler Herrn Roth Fragen stellen.

In seinem Vortrag stellte Herr Roth der Klasse einen möglichen Recherche-Ablauf vor, den er selbst erst vor kurzem so erlebt hatte.

So habe bei seinem letzten Buch alles mit einer anonymen Email begonnen, in welcher Herrn Roth gesagt wurde, dass der Verfasser dieser Email eine für ihn Interessante Information hätte. Nach Herrn Roth gibt es zwei Arten auf solch eine Email zu reagieren, erstens, man stempelt die anonyme Person als „Spinner“ ab oder zweitens, man reagiert so wie Herr Roth es getan habe und versucht ein Treffen zu arrangieren. Dies sei dann auch der Fall gewesen, sagte Herr Roth, man habe sich schließlich in Zürich getroffen. Dort sei man aber immer noch nicht direkt auf den Punkt gekommen, sondern man habe sich erst einmal kennengelernt. Einen Tonmitschnitt durfte Herr Roth übrigens nicht machen. Nach diesem ersten Treffen habe Herr Roth noch zwei weitere Treffen abwarten müssen, in welchen er sich verpflichtete keine Informationen über die anonyme Person weiter zu geben, bis er endlich an die anscheinend so wertvolle Information herankam. Diese Information war dann, dass es ein geheimes Treffen gäbe, das acht bis neun mal im Jahr stattfindet, an welchem sehr hohe Persönlichkeiten wie der Besitzer von der Kette Tengelmann oder einige Chefs aus der Pharmaindustrie teilnehmen würden. Nach dem Erhalt dieser Information recherchierte Herr Roth dann selbstständig und versuchte diese Information zu überprüfen.

Anschließend an seinen Vortrag über einen typischen Rechercheablauf oder vielmehr über den Beginn eines typischen Rechercheablaufs, sprach Herr Roth mit der Klasse über Themen, welche die Q-Phase aktuell behandelt, wie zum Beispiel Lobbyismus, Klüngel und Korruption. Hierzu führte Herr Roth zahllose Ereignisse und Situationen an, die ihr auf seinem Blog (juergen-roth.com) findet und nachlesen könnt.

Zusammengefasst kann man sagen, dass Herr Roth der Meinung ist,  momentan regiere eine Minderheit und  Deutschland sei zur Zeit nicht wirklich demokratisch aufgebaut. Außerdem ist Herr Roth der Meinung, dass der Bürger durch die Wahlen allein nicht genügend Mitspracherecht hat. „Den Glauben, dass wir als Bürger Einfluss hätten, sehe ich sehr skeptisch“.

Anschließend hatten wir als Schüler Gelegenheit für Nachfragen:

Herr Roth, was würden sie vorschlagen, um Korruption in Deutschland besser zu verhindern?

Das ist im Prinzip unheimlich einfach. Mann benötigt einfach mehr Transparenz. Darüber hinaus würde mehr Beteiligung der Bürger ebenfalls helfen – die Wahlen allein reichen da nicht. Außerdem hat es was mit unserer Einstellung zu tun, das heißt wir sind alle mal Korruption ausgeliefert, die Frage ist nur, wie wir darauf reagieren.

Sie kritisieren sehr stark viele Lobbys, sind sie generell gegen Lobbyismus?

Das Vermitteln von Interessen und das Übernehmen dieser Interessen von Politikern ist prinzipiell notwendig. Die Frage ist nur, welche Interessen vertreten werden und momentan wird nur eine kleine Elite vertreten, nämlich diejenige, die genügend Geld hat.

Haben Sie das Gefühl, dass ihre Bücher etwas verändert haben?

Jein, das lässt sich nicht messen. Ich glaube das Buch, welches ich über die Kurden geschrieben habe, hat etwas gebracht.

Wie sieht es finanziell aus? Sie reisen ja ziemlich viel für ihre Bücher und wurden ja auch schon zu Geldstrafen verklagt, wie können Sie das bewältigen?

Einerseits natürlich mein persönliches Vermögen, andererseits gibt es Unterstützungen von dem Verlag, zum Beispiel hat man ein bestimmtes Reisebudget, was bei mir allerdings meistens nicht ausreicht. Außerdem gibt es spezielle Haftpflichtversicherungen für Journalisten und Autoren.

Gibt es Themen, zu denen Sie nichts veröffentlicht haben, weil Sie dadurch in finanzielle Probleme gekommen wären, da man Sie deswegen verklagt hätte?

Da braucht man ein bisschen Erfahrung, wo man was veröffentlicht, zum Beispiel gibt es extra Netzwerke, die einem bei so was helfen. Letztendlich lässt sich ein guter Journalist aber nicht von seinem Weg abbringen.

geschrieben von   Jakob Zeisberger, Q1

 

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