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Studienfahrt nach Auschwitz 2017

Ein sonniger Montag Abend, Jogginghosen, Messi-Buns, volle Koffer und erwartungsvolle Gesichter.

Uns stand nicht nur eine 12 stündige Busfahrt bevor, sondern auch ein nicht zu unterschätzendes Programm.

Nach der Ankunft, einem kurzen Frühstück in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte und einer Stadtführung durch Oswiecim, bezogen wir unsere Zimmer und machten uns zu Fuß auf den Weg zum Stammlager I , Auschwitz. Das eng gestaltete Programm machte es für uns SchülerInnen schwierig, die dort geschehenen Gräueltaten in Gänze zu erfassen. Wir waren alle ziemlich überrumpelt.
Als wir mit unserem Guide, Natalia, durch das berühmte Tor mit der Aufschrift ,,Arbeit macht frei“ gingen, stellte sich jedoch wohl auch bei den Letzten ein mulmiges Gefühl ein. Uns wurde klar, dass wir gerade über einen Weg gingen, den nur ein paar Jahrzehnte zuvor tausende Menschen unter Todesangst nehmen mussten. Sie wurden in Blocks, Baracke an Baracke, eingepfercht und unter unmenschlichen Bedingungen gequält. Besonders eindrücklich wirkten die Massen an Haaren, die persönlichen Gegenstände der Insassen und die einzelnen Schicksale, verdeutlicht durch Bilder von ausgemergelten Menschen mit Augen, die pure Angst ausstrahlten.Wir besuchten schließlich noch die ,,Shoa-Ausstellung“, in der wir auf ein riesiges Buch, gefüllt mit den Namen von vier der sechs Millionen Opfer des Holocausts stießen. Ein langer Tag fand in einer gemeinsamen Reflektionsrunde einen angenehmen Abschluss. Wir bemerkten, dass uns der harte Kontrast zwischen dem eigentlich friedlichen Ort und dem dort verübten Grauen bewegt hatte.
Am nächsten Tag stand direkt nach dem Frühstück der Besuch des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau auf dem Programm. Noch intensiver als im Stammlager wurde uns hier das wahnsinnige Ausmaß des Verbrechens und die maschinelle Abfertigung und Vernichtung der Individuen vor Augen geführt. Vier Stunden liefen wir durch die sengende Hitze und fühlten uns fast schon schuldig für unser dauerhaftes Gemecker über Kleinigkeiten. Einzelschicksale berührten uns heute noch mehr als am Vortag – vor allem die Kinderbaracke hat uns mitgenommen.
Ein wenig aufgelockert wurde die Stimmung, als wir durch den sympathisch unschuldigen ,,Bruder Matthäus“(so nannte ihn Frau Lau) durch eine Kunstausstellung des ehemaligen Häftlings Marian Kolodziej in einem Kloster geführt wurden. Sein schweres Schicksal verarbeitete er im hohen Alter in Bilder, die durch Motive wie Augen, seine Häftlings-Nummer 432 und den alten Marian, der den Jungen mit sich trägt, geprägt sind.
Den letzten Tag könnten wir uns erstmals frei gestalten, um in Ruhe das Erlebte zu verarbeiten. Wir beendeten dies mit einem arbeitsintensiven Workshop – ,,Kinder über den Holocaust in Polen“.
Da wir uns nun auf die Rückreise begeben, sei gesagt, dass unser Busfahrer Ronny ein cooler Typ war. Aber im Ernst: es war eine intensive Fahrt. Wir haben gelernt, dass Respekt ein wertvolles Gut ist, der Frieden einen nicht messbaren Wert hat und wir alle etwas dazu beitragen müssen, dass unsere Welt ein Stück offener und toleranter wird.

Stella Marie Homberg und Leonore Schönau, Q3

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