Was ist Frieden ?

Text verfasst von Pauline Gihr, Q3

Dr. Dirk Peters, Mitarbeiter der HSFK, zu Besuch an der Musterschule

Was ist Frieden?
Dirk Peters.IMG_4155Was ist Frieden eigentlich, wie wird er definiert, was kann man tun, um die Welt möglichst friedvoll zu gestalten und darf Frieden nur friedlich durchgesetzt werden?
Einige dieser Fragen beschäftigen zurzeit nicht nur die Politik und das aktuelle Tagesgeschehen, sondern auch zwei PoWi-Kurse aus der Oberstufe der Frankfurter Musterschule, speziell während eines Vortrags von Herrn Dr. Dirk Peters, Mitarbeiter Hessischen Stiftung für Friedens – und Konfliktforschung.
Nachdem Dr. Peters zunächst einen kleinen Einblick in seinen persönlichen Lebenslauf und seine Beziehung zur Friedensforschung gegeben hatte, stellte er die Arbeit der Stiftung vor. Als ältestes diesbezüglich ausgerichtetes Institut Deutschlands habe es sich mit seinen rund 50 Mitarbeitern zur Aufgabe gemacht, „Friedensgedanken“ zu verbreiten, Aufklärung über das Zusammenspiel zwischen Gerechtigkeit und Frieden, sowie allgemeine Politikberatung zu leisten. Dr. Peters selbst, der schon in der deutschen Außenpolitik und im Ausland tätig war, arbeitet nun im Rahmen der HSFK an Forschungsprojekten zu Sicherheitspolitik und verschiedenen Demokratien.
Einleitend fragte Dr. Dirk Peters die Schüler nach ihrer persönlichen Definition von Frieden. Nach Auffassung der Schüler soll im Frieden längerfristig keine Gewalt herrschen oder Konflikte sollen vermieden werden. Gleichheit und Gerechtigkeit sollen oberste Priorität haben und die Staatsform sollte möglichst demokratisch sein. Man wurde sich nach gezieltem Nachfragen Peters’ darüber einig, dass es auch bei einer scheinbar so einfachen Frage, nämlich der Definition von Frieden, Streitpunkte gibt, die wiederum Fragen aufwerfen. Denn allein Gleichheit und Gerechtigkeit sind Begriffe, die nicht leicht zu definieren sind. So herrscht aus europäischer Sicht in einigen friedlichen Ländern keine Gleichberechtigung von Frauen, Behinderten oder sozialen Minderheiten. Zwecks Vermeidung dieser Schwierigkeiten, so erklärte Peters, würde in der Friedensforschung der Begriff Frieden als Abwesenheit von Gewalt verstanden werden.
Um Ursachen für Konflikte zu finden, gibt es verschiedene Friedens-Theorien. Die bekannteste wurde von Wals 1950 entwickelt und klärt vor allem die unterschiedlichen Abhängigkeiten zwischen internationalem System, zum Beispiel dem Völkerrecht, einer Gesellschaft, oder einem Staat und dem Individuum. Diese drei Instanzen beeinflussen sich gegenseitig, machen es jedoch den Friedensforschern möglich, Frieden besser zu erklären.
Es gibt jedoch bereits deutlich ältere Theorien darüber, in welchen Staatsformen Frieden am wahrscheinlichsten ist und warum Frieden vor allem vom Individuum ausgeht. Kant äußert sich in seinem Werk „zum ewigen Frieden“ darüber, dass die Demokratien besonders friedlich seien, weil sich, wenn das Individuum befragt würde, niemand gegen den Frieden entscheiden würde. Diese „Schwarmintelligenz“ sorge also dafür, dass weniger Entscheidungen zugunsten gewalttätiger Handlungen getroffen würden.
Nun ist es aber so, dass wir gerade in einer Welt mit Kriegen und gewaltsamen Auseinandersetzungen leben, die meistens auf ethnische, politische oder religiöse Konflikte zurückzuführen sind. Daraus leitet sich die Frage ab, ob wir auch in einer friedlichen Welt trotz bestehender Konflikte leben können, also genauer gesagt, ob Frieden trotz Konflikte möglich ist. Dr. Peters erklärte, dass es allgemein immer Konflikte geben werde und dass die Voraussetzung für Frieden die Klärung aller dieser Konflikte nicht direkt voraussetze. Bestünde ein solcher Zustand, spräche man nicht mehr von Frieden, sondern von Harmonie.
Am Ende des Vortrags diskutierten die beiden Kurse die Ursachen für Konflikte und Ansätze für die Friedensforschung anhand der vorher erläuterten Friedens- Theorien am Beispiel des Vormarsches der Krieger des sog. Islamischen Staates. Die Schüler bekamen auf diese Weise nicht nur einen Einblick in diesen Forschungsbereich, sondern stießen auch bei ihren Argumentationen an die natürlichen Grenzen der Friedensforschung. Dr. Dirk Peters schloss die Diskussionsrunde mit der vielleicht unbefriedigenden Aussage, dass es auf die meisten einfachen Fragen in seinem Arbeitsgebiet keine leichten Antworten gebe.

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